22. September 2014




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Ü50.1, Ü50.2, Ü60.1 und der Ü60.2 

des Berliner SC gepostet.





2. September 2014

Starker Auftritt der Ü50-2: 6:2 Pokalsieg gegen Alemannia Wacker


Auf regennasser Betonpiste musste die Ü50-2 im Pokal gegen Alemannia Wacker 90 antreten. Die Alemannen – einige von uns attestierten Ihren Leistungsträgern Landesliganiveau – begannen selbstbewusst, aber es war unser Gaststar Uwe (der mit den vielen „F“), der seinen Gegenspielern auf der linken Seite immer wieder den Ball abnahm und Richtung Tor enteilte.

Ändy He. konnte in seiner Lieblingsrolle als Libero nach gut fünf Minuten einen tödlichen Pass in den Lauf des wieder überaus starken Karsten Mey. spielen, den dieser aus dem Lauf zum 1:0 verwandelte. Kurz darauf konnte Uwe sich wieder auf Links durchsetzen und auf 2:0 erhöhen. Die Alemannen waren sichtlich geschockt und versuchten, einen Gang höher zu schalten. Aber wir ließen uns nicht unterkriegen. Unsere Abwehr stand gut und einer lief für den anderen, so dass auch die auf dem nassen Boden unvermeidlichen Stockfehler immer schnell ausgebügelt wurden.

Und wenn die Alemannen nicht ihren besten Mann im Tor gehabt hätten, hätten wir die eine oder andere weitere Chance noch verwerten können.

Nach der Pause löste Manni Stefan K. als Schiedsrichter ab (Dank an beide!!). Diese Umstellung haben wir vielleicht nicht hinreichend trainiert, denn kurz nach der Pause standen wir in der Abwehr etwas unglücklich und gestatteten zwei Alemannen gegen vier von uns den Anschlusstreffer. Aber zum Glück stellte Uwe bald wieder den Zwei-Tore-Vorsprung her. Doch dann leistet sich der ansonsten sicher und fehlerfrei haltende Pete den Luxus, einen (vermutlich) neben das Tor rollenden Ball aufnehmen zu wollen ... es sah nicht wirklich gut aus, wie der Ball dann durch seine Hände und Füße hindurch zum erneuten Anschlusstreffer in unser Tor hoppelte.

Stephan, der im Spiel lautstark die Fäden zog, köpfte Mitte der zweiten Halbzeit nach einer Ecke aus Nahdistanz den gegnerischen Torwart an, und drosch dann mit aller Wut über die bis dahin nicht verwerteten Torchancen den Abpraller aus Nahdistanz in die Maschen.

Nachdem Karsten Mey. mit einem sehenswerten Kopfball auf 5:2 erhöht hatte, baten die Alemannen um einen vorzeitigen Abpfiff. Aber bevor Manni ihnen diesen Gefallen tun konnte, hatte Uwe zum dritten mal zugeschlagen, so dass wir am Ende ein gutes und unterhaltsames Pokalspiel mit 6:2 gewonnen hatten.

Die Sieger: Pete, Uwe, Stephan, Manni, Stefan Kr., Andi Hä., Ändy He., René, Karsten Mey und

Hans Sch.

17. August 2014

1:5 BSC-vs. VFB Hermsdorf - Viele Probleme und viel Arbeit

titelte spiegel-online nach dem 2:0 Sieg von Borussia Dortmund über den FC Bayern München in Richtung Pep Gardiola.
Wird die 2. Ü50 vom BSC eine ähnliche Diagnose ausgestellt bekommen? Wahrscheinlich ja, obwohl (wie schon bei vielen Spielen der Rückrunde, bei denen uns die Gegner nach verlorenen Spielen fragten, warum wir so tief unten in der Tabelle stehen) nicht alles an diesem schwülen Rest Sommerabend schlecht war. Der BSC begann diszipliniert, d.h. positionsgetreu und kampfstark und erarbeitete sich sogar einige Halbchancen, wobei wie in der letzten Saison festgestellt werden musste:

Uns fehlt der Knipser!

Die Hermsdorfer warteten unterdessen erstmal ab, was wir so auf die Reihe kriegen, starteten bei Ballverlusten unsererseits dann Konter. Peter rettete dreimal in höchster Not in Weltmeistermanier. Ich hätte ihm den vierten Stern schon nach dreißig Minuten verliehen. Nach sechzig hätte ich ihm ihn allerdings wieder abnehmen müssen! Ein Antizipationsfehler, soll heißen, Karsten und er redeten nicht miteinander, nutzte diese Konfusion dann ein Vorstadt-Stürmer zum 0:1. Mittlerweile waren wir in der Statistik bei ca. 70% Ballbesitz angelangt, spielten entgegen der ausgegebenen taktischen Hinweise ziemlich offensiv. So gingen wir in die Halbzeit. Ballbesitz heißt zwar, dass der Gegner kein Tor schießen kann (er hat ja nicht das Spielgerät). Wenn aber Risikoaktionen zu Ballverlust führen, und das in der gelben Mittelzone, sind für eine abgestimmte, ballsichere und routinierte Mannschaften wie den Hermsdorfern, Tor und Tür, bzw. Tür und Tor geöffnet. Im vorliegenden Fall nach Fehlern von Renè und Dicki führten solche Black Outs zum 0:2. Wir spürten: Das ist die Vorentscheidung.

Ob es diese Grundstimmung war, oder ob es die Einsicht in die Tatsache war, dass unsere, einige wenige Male sicherlich clever, aber erfolglosen vorgetragenen Angriffe wahrscheinlich ein auswegloses Bemühen darstellten, sei dahin gestellt. Die Schilderung der restlichen drei, vom Gegner erzielten Tore will ich dem Leser ersparen (vor allem aber mir). Stephan K. war es überlassen, mit einem wunderbaren Kopfballtor zumindest die Optik aufzubessern. Wäre er fünfzig Zentimeter kleiner, würde ich schreiben, sein Timing erinnert mich an das von Kalle Riedle am 27.05.1997 in München (BVB vs. Juventus Turin, 3:1). Ob allerdings die immer wieder geschlagenen hohen Flanken von der Grundlinie unser Sturmkonzept für die Saison 14/15 darstellen können, wagt der Uz. massiv anzuzweifeln. Die Quote war in diesem Spiel eindeutig: Von gefühlten 50 Flanken konnte Stephan eben nur den einen Stich setzen. Und das lag nicht an ihm. 

Es handelt sich hier wohlgemerkt nicht um einen Spielbericht aus der letzten Saison! 2013/2014 rannten wir das gegnerische Tor an, hatten Chancen, und der Gegner machte -vor allem in der zweiten Halbzeit- alles klar. Am Montag wiederholte sich das Martyrium der 2. Ü50: Zu viele unnütze Ballverluste, keine Pass Sicherheit in den finalen Aktionen, die teilweise hervorragend vorgetragenen Angriffe konnte keiner verwerten. Die Auflösung der 3. Ü50 bedingte eine Fusion mit der 2.Ü50 (die 1. Ü50 hielt sich hier vornehm zurück), so dass eine Reihe neuer (aber uns sehr gut bekannter) Spieler den Kader erweiterten. Für die Mannschaftsleitung wird die z.T. unangenehme Aufgabe warten, schnellstmöglich eine Aufgaben-/Positionsklärung herbeizuführen.
By the Way: Vor dem Spiel machte der Schiri einen riesigen Buhei um den nunmehr Pflicht gewordenen Online-Spielbericht. Wir füllten ihn wie seit Jahrzehnten üblich analog, sprich mit Kuli auf dem Formular aus. Da das noch ein Nachspiel in Form eines Strafgeldes haben wird, erklärte sich Volker D. bereit, die Online-Berechtigung und weitere Verfahrensweise mit der Abteilung abzuklären. Volker ist von nun an unser Online-Spielberichtsbeauftragter. Danke Volker!

Die Spieler: Peter, Klaus Sch., Lutz H. (sein Debut!), Karsten M., Hartmut Sch., Andi Sch., Andy H., Stephan K., Olaf F., Renè D., Volker D. und

Dicki 14/08/2014


10. Mai 2014

Die Ü 50/2 ist zurück

Nach gefühlt sechs Monaten ohne Sieg und zuletzt immer bangeren Blicken auf den schmilzenden Vorsprung auf die Abstiegsränge hat die zweite Ü50, die früher die Dritte war, mit einem 3:1- Auswärtssieg in Buchholz einen Befreiungsschlag gelandet. Wie schon im Hinspiel zeigte der BSC eine sehr konzentrierte und vor allem engagierte Abwehrleistung und auch im Spiel nach vorn durchaus Sehenswertes.
 
Der aufmerksame Beobachter mochte sich wohl fragen: warum nicht immer so? Nun, abgesehen davon, dass die Einstellung beim BSC stimmte wie schon wirklich lange nicht mehr, sind vor allem zwei Dinge anzuführen: Erstens, Buchholz vermochte die anfängliche Überlegenheit nicht in Tore umzumünzen und Gelbschwarz hatte mehr als nur einmal Glück bzw. einen hervorragend aufgelegten Keeper. Der zweite Grund wog schwerer: Buchholz ist genau der Gegner wie die Dritte, die jetzt die Zweite ist, ihn sich wünscht. Die stärksten Spieler im Angriff, die bei konsequenter Abwehrarbeit aber gut in Schach zu halten sind, ansonsten aber nicht besonders lauffreudig im Aufbauspiel, so dass sich bei Balleroberungen und schnellem Spiel nach vorn selten erlebte grosse freie Räume auftaten.
Diese Einladung zum schnellen Konterspiel gab es nicht erst nach dem dritten BSC- Tor, sondern durchaus auch im ersten Durchgang. Zwei, drei Mal genügte ein gelungener Doppelpass im Mittelfeld sowie ein mitsprintender Mitspieler und es herrschte höchste Alarmstufe vor dem Buchholzer Tor. Durch eine solche Situation - einem schnellen Spiel in die Tiefe, einem Doppelpass am Strafraum und einem konsequenten Nachsetzen beim Abschluß fiel nach etwa 18 Minuten das 1:0 durch Stephan (Assist Hartmut). Eine schon beinahe verunglückte Ecke, die wiederum Hartmut per Kopf noch vor das Tor beförderte, führte fünf Minuten später abermals durch Stephan zur 2:0- Pausenführung.
 
Alles machte sich nach dem Seitenwechsel auf einen Sturmlauf der Nordostberliner gefasst - allein Olaf kannte das geeignete Gegenmittel und hämmerte den Ball nach 30 Meter- Lauf aus 18, 19 Metern Entfernung flach und scharf ins linke untere Eck.
Das klang nach Vorentscheidung, war es aber (noch) nicht. Buchholz verstärkte noch einmal die Angriffsbemühungen und erzwang Eckball um Eckball. Ins Schwimmen brachte das die BSC-Hintermannschaft alles nicht. Bis zur 45. Minute- da wurde der Buchholzer 10er wie so oft mit dem Rücken zum Tor stehend angespielt, schob, drängelte und drehte sich in seinen Gegenspieler hinein und dieser wusste sich aus dieser Situation nur mit einem Handspiel zu befreien. Zu dumm, dass der Schiedsrichter freie Sicht auf das Geschehen hatte und auf Strafstoß entschied. Und doppelt dumm, das Buchholz diese große Chance, zurück ins Spiel zu kommen, mit einem unplatzierten Schuss in die Tormitte vergab.
So fiel zwar nach einem Gestocher im Anschluss an eine Ecke wenig später doch der Anschlusstreffer, viel hatte Buchholz gleichwohl nicht mehr zuzusetzen. Im Gegenteil- der BSC kam ein ums andere Mal zu guten Chancen und wenn es an diesem gelungenen Abend zu bemängeln gab dann war es fahrlässige Umgang mit diesen zahlreichen Hochkarätern.
Sei's drum– die Ü 50/2 hat mit diesem wichtigen Sieg viel dafür getan, auch in der nächsten Saison in der Bezirksliga antreten zu dürfen.

29. März 2014

1:1 bei Humboldt

Freitagabend 18:00 auf dem Weg zum Sportpark Hohenschönhausen. Eine Zeitreise. Plattenbauten, Brachflächen, Ruinen. Schräge Bordsteine und Straßenbahnen. Wo ist das Sandmännchen? Und warum müssen die Sozialdemokraten das Tempelhofer Feld betonieren? Platz für bezahlbares Wohnen hat Berlin doch genug – oder ist das „Bezahlbare Wohnen“ nur das Feigenblatt für den lukrativen Wohnungsbau?

Aber genug der Gedankenspiele, es warten neue Herausforderungen. Ein riesiges Sportgelände. Links rum oder Geradeaus? Zum Glück bin ich mit dem Fahrrad da und kann gemütlich über das Gelände radeln. Am Eingang eine große Tafel mit Hinweisen auf diverse Sportstätten. Schwimmhalle, Bogenschießen, Kraftsport, Eishalle und das Stadion vom BFC Dynamo – spielen die nicht im Stadion der Weltjugend? Einige Fußballplätze sind auch da, aber nirgends ein Hinweis auf die SGG Humboldt, seines Zeichens Tabellenzweiter und Aufstiegsaspirant. Auch keine BSCer in Sicht - also zurück zum Eingang, Tafel studieren oder Pförtner suchen. Stephan und Olaf sind gerade angekommen. „Irgendwo dahinten, geradeaus oder links müsste Humboldt spielen, genau weiß ich es nicht“ wies uns der Pförtner ein. Sogar Pete war auch schon eingetroffen und bald sahen wir Hartmut über das Gelände radeln. Vor einer Baracke wartete Grimmi und grinste vergnügt: „Endlich wieder Fußball spielen – mein Körper braucht das!“ Etwas länger wurde sein Gesicht aber als Stephan uns mitteilte, dass Manni und Karsten Mey. (gute Besserung!!) absagen mussten und wir nun einen sehr kleinen, wenn auch feinen Kader haben. Mit Andi Hä. wären wir sieben und Durchspielen ist angesagt. Und das gegen den Tabellenzweiten und nachdem wir alle in dieser Woche schon mindestens zwei Spiele in den Knochen hatten!
Ein achtbares Ergebnis war das Ziel unseres Bemühens.

In den ersten zehn Minuten setzte Humboldt uns gehörig unter Druck. Sie spielten einen guten Ball, bewegten sich viel, kamen über außen und rochierten in der Mitte. Die großen Chancen blieben Mangelware, schienen aber nur eine Frage der Zeit. Wir kamen nur sehr selten zu Entlastungsangriffen. Aber wir hatten den Kampf aufgenommen. In der zehnten Minute Balleroberung in unserem Strafraum, einen Stürmer stehen lassen und dann ein feiner Pass zu dem über die Mittellinie nach vorn laufenden Grimmi. Ein irgendwie tödlicher Pass. Grimmi überspielt und überläuft den Verteidiger und stürmt allein aufs Tor zu. Aber leider hat er sich den Ball etwas zu weit vorgelegt und/oder ist der Keeper etwas zu schnell aus dem Kasten gekommen oder irgendein anderes Quäntchen hat gefehlt – jedenfalls wird der Ball abgefangen und Grimmi kann dem schnellen Konter nur hinterhersehen. Am eigenen Fünfmeterraum komme ich an den Ball mit dem Gesicht zum eigen Tor. Wieder ein Pass zu Grimmi? Oder den Ball ins Seitenaus schlagen? Stephan ruft „Weg mit dem Ball!“ Aber wohin? Ins Seitenaus traue ich mich nicht mehr, weil mein Gegenspieler schon auf meinem rechten Fuß steht? Zu Pete geht auch nicht, das wäre zu knapp und außerdem kommt schon ein zweiter Stürmer herangerauscht. Ins Toraus? Ziemlich uncool. Aber der Humboldter nimmt mir die Entscheidung ab. Etwas Körperkontakt lässt mir den Ball verspringen und der zweite Stürmer kann abstauben. Betretende Gesichter aber wenigstens kein Genöhle.
Das Spiel geht weiter wie bisher und wir können bis zur Pause das 0:1 halten.

In der Pause werden die Körner gezählt. Olaf und Hartmut haben am Dienstag nicht gegen Inter gespielt und sollen daher gelegentlich etwas mehr zu den Entlastungsangriffen beitragen – aber das Hauptziel blieb „Gegentore vermeiden“.
Das gelang uns auch bis zur Mitte der zweiten Halbzeit ganz gut. Pete hatte nun schon mehrmals großartig gezeigt hatte, dass er keine weiteren Tore zulassen würde, und ansonsten stand unsere Abwehr gut. Ein weiteres Gegentor lag nicht in der Luft. Aber unsere Gegenangriffe brachten Null Torgefahr. Mir wurde mulmig. Bei einem 0:1 wäre ich der Depp – also musste etwas geschehen.

Wieder ein tödlicher Pass? Der Knipser läuft nicht dahin, wo der Ball hin gespielt werden kann, sondern dahin, wo er den Ball ins Tor schießen kann. Und der tödliche Pass geht nicht dahin, wo der Knipser steht, sondern dahin, wo er den Ball ins Tor schießen kann. Und wenn beides zusammenpasst, dann war es der tödliche Pass. Wenn Stephan seine neuen schnellen weißen Schuhe mit den knallorangen Schnürsenkeln angehabt hätte, wäre er bestimmt rechtzeitig zur Stelle gewesen – aber da er einen Schritt zu langsam war,  musste ich den tödlichen Passversuch abbrechen. Aber die Welt musste gerettet werden. Außerdem stand ich schon in der gegnerischen Hälfte. Ein Aufsetzer mit viel Toppspin ins kurze Eck war das Mittel der Wahl. Aus 25 Meter Entfernung natürlich keine ganz sichere Nummer, aber der Keeper von Humboldt war nicht der sicherste und außerdem erwartete er den Pass auf den heranstürmenden Stephan.
Ich würde dem Keeper keinen Vorwurf machen, dass er diesen Schuss nicht festhalten konnte (und ich finde es nicht in Ordnung, dass die Humboldter ihn nach dem Spiel in der Kloschüssel ertränkt haben.) Für mich hatte es den Vorteil, dass ich mich nach dem Spiel weder bei ihm noch bei unserer Mannschaft entschuldigen oder bedanken musste. Da wir das Unentschieden bis zum Abpfiff des guten Schiedsrichters halten konnten, feierten wir Im BFC-Casino einen hart erkämpften aber verdienten Punkt gegen einen starken und überaus fairen Gegner.

Und den Heimweg konnten wir zum Glück im Dunklen antreten….

Pete, Olaf, Hartmut, Grimmi, Andi Hä., Stephan und


Hans Sch.

21. März 2014

Polizeiabschnitt 241, Uhlandstraße. In einem abgedunkelten Raum saßen Polizeimeister Hans Berger und Polizeiobermeister Norbert Albrecht vor ihren Computern. Sie waren in dieser Schicht zuständig für den Betreuung und Beobachtung von Menschen, die unter besonderem Polizeischutz stehen. Es war Montagabend, 20.30 Uhr. Ein auf- und abschwellender Summton durchdrang den Raum, während gleichzeitig auf Bergers Bildschirm eine Nummer aufflackerte. „Zielperson 365 sendet einen Notruf“, brummte er. „Schau mal nach, wer das ist.“
 Albrecht drückte ein paar Tasten, eine Flut von Informationen leuchtete auf, dann las er vom Bildschirm ab: „Lothar Grünberg, Schiedsrichter, Gefährdungsstufe III. Erhält regelmäßig massive Drohungen. Vor ein paar Jahren in Gefährdungsstufe II hochgerückt, weil er bei einem Spiel des Berliner SC gegen Oberspree von einem Wolfshund attackiert worden war. Ein Zuschauer hatte das Vieh auf ihn gehetzt. Es kam zu einer wilden Rangelei zwischen Grünberg und dem Hund. Grünberg konnte ihn in den rechten Hinterfuß beißen. Der Hund jaulte auf, dann trat ihn Grünberg mit dem Fuß auf die Nase. Danach rannte der Hund jaulend davon. Grünberg erlitt einen Schock. So hat er es jedenfalls damals den Kollegen erzählt, die das Protokoll aufnahmen. Danach keine größeren Vorkommnisse, Grünberg wurde deshalb wieder in die Gefährdungsstufe III zurück genommen.“
Albrecht nickte. Er drückte ein paar Tasten, ein Stadtplan von Berlin erschien, an einer Stelle blinkte ein roter Punkt. „Da ist er. Ich schau mal nach, wo er sich genau aufhält.“ Sekunden später murmelte er: „Hubertusallee, ein Sportplatz, wahrscheinlich pfeift er wieder. Schau mal in seinen Tagesplan.“ Jede gefährdete Person teilte der Polizei täglich ihren geplanten Tagesablauf mit Ort und Anlass mit. Diesen Plan studierte jetzt Berger. „Ja, hier steht’s. Er hat ein Spiel.“ Dann stutzte er. „Ach, Du Scheiße“, entfuhr es ihm. „Weißt Du, wen er gerade pfeift?“ „Nee“, antwortete Albrecht, „wie denn?“
  „Den Berliner SC. Spielt gerade gegen Grün Weiß Neukölln.“
„Heilige Scheiße. Dreh mal die Lautstärke hoch.“
Als gefährdete Person war Lothar Grünberg natürlich verkabelt, er konnte per Knopfdruck ein Mikrofon einschalten, so dass die Polizei mithören konnte, was er und seine Gegner sagten.
„Er hat’s Mikro noch nicht eingeschaltet“, knurrte Berger.
Sekunden später aber ertönte Grünbergs Stimme aus den Boxen der Polizeiwache, allerdings war sie in dem ganzen Lärm nur abgehackt zu verstehen. „….verlassen sofort den Platz hinterm“, schrie Grünberg. „…Linienrichter hat dort nichts zu suchen. ….an der Seite zu stehen.“
 Eine andere Stimme füllte den Raum, drohend, schnappend. „…ist doch Scheiße, …stehe dann in zwei Spielfeldern…, die andere BSC-Mannschaft spielt doch gleich daneben….Arschloch“
„…. Spielführer sofort zu mir.“ Das war wieder Grünberg.“
„…steht da hinten im Tor, kann nicht kommen.“
„….sofort zu mir. ….der Vogel muss hier weg.“
„….wohl ne Macke, Vogel, was soll’n das“
….lasse mich nicht beleidigen. Sie verlassen sofort den Auswechselbereich. Sie sind hier nur Gast.
„….spinnste, ich hab ein Trikot an.“
„….ist eine Beleidigung, lasse mich nicht beleidigen.“
„….wohl einen Vogel.“
„In drei Minuten ist der Mann weg, sonst ist Feierabend.“
„…Knall.“
„…wieder eine Drohung. Ich hole die Polizei.“
Bei diesem Stichwort richteten sich Berger und Albrecht, die dem Dialog zwischen Grünberg und mehreren Unbekannten eher amüsiert gelauscht hatte, wie elektrisiert auf. Jetzt wurde es Ernst.
Berger drückte hastig eine Taste. „Lothar Zentrale an Lothar 27. Schorsch, wo seid ihr gerade?“
„Lothar 27 an Lothar Zentrale. Wir sind in Halensee.“
„Wunderbar. Notfall in der Hubertusallee, Sportplatz Berliner SC. Gefährdete Zielperson ruft um Polizeihilfe. Fahrt sofort hin und sichert die ZP. ZP heißt Lothar Grünberg, ist Fußball-Schiedsrichter und wird massiv bedroht. Gefahr um Leib und Leben.“
„Lothar 27 an Lothar Zentrale. Haben verstanden. Sind in fünf Minuten dort. Bitten aber schon mal um Verstärkung.“
Albrecht drehte sich zu Berger. „Übersteht die Zielperson eine erste Attacke, bis die Kollegen eintreffen?“ Berger studierte Grünbergs Tagesplan. „Er trägt natürlich eine schusssichere Weste und hat versteckt einen Teleskop-Schlagstock dabei. Außerdem hat er Mundgeruch.“
Albrecht blickte verwirrt. „Wie?“
„Na ja, das steht im Polizei-Protokoll von Oberspree.“
„Hm, das müsste fürs Erste reichen.“
Währenddessen dröhnte weiterhin der Schlachtenlärm von der Hubertusallee durch den Raum.
„…zum vierten Mal beleidigt“
….hast uns beleidigt“
„…breche in Kürze ab, gnadenlos“
„…. In Ruhe reden“
…nicht viermal beleidigen. Weg. Sofort weg.“
Fünf Minuten später meldete sich die Besatzung von Lothar 27. „Sind am Einsatzort. Aber man sieht ja gar nix. Die stehen alle da hinten. Das ist ein Getümmel, aber wir können die ZP nicht identifizieren. Ohne Verstärkung können wir nicht vorgehen. Da stehen mindestens 15 Mann.“
„Ok“, sagte Berger. „Achtet auf Eigensicherung. Verstärkung dauert noch, die Kollegen haben einen Großeinsatz in einer Ku’damm-Disco. Nähert euch verdeckt.“
„Zentrale, wir robben gerade über den Rasen. Zum Glück ist hier alles dunkel. Wir beobachten die Szene aus sicherer Entfernung.“
„Gut, seht ihr einen Waffeneinsatz?“
„Bis jetzt nicht, aber das ist auch schwer zu erkennen, die bilden alle ein Rudel. Schon möglich, dass einer ne Waffe hat.“
„Gut, wie seid ihr bewaffnet?“
„Ich habe ne Wasserpistole.“
„Wie bitte?“
„Naja, bei meiner Dienstwaffe ist doch der Verschluss kaputt. Die ist  zur Reparatur in der Waffenkammer. Und die Ersatzpistole habe ich noch nicht abgeholt. Also hab ich die Wasserpistole von meinem Sohn zum Dienst mitgenommen. Die sieht täuschend echt aus. In der Dunkelheit erkennt das doch keiner.“
Berger seufzte. „Und der Kollege?“
„Der hat seine Pistole aus Versehen im Auto liegen lassen. Musste doch alles schnell gehen.“
Albrecht suchte einen wichtigen Punkt an der Zimmerdecke.
„Gut, beschränkt Euch aufs Beobachten. Notfalls müsst ihr die ZP mit bloßen Händen raushauen.“
„Wie sieht die ZP denn überhaupt aus?“
Berger starrte auf Grünbergs Tagesplan.
„Er schreibt, dass er beim Spiel ein gelbes Schiedsrichter-Trikot trägt.“
„Witzbold. Hier sind 10 Mann in gelben Trikots.“
„Hm, dann hat er sich ein anderes Trikot ausgeliehen, damit man ihn unterscheiden kann. Wie sieht denn der Gegner aus?“
„Weiß-schwarze Trikots.“
„Ok, dann hat er ne andere Farbe als gelb und weiß-schwarz.“
„Ah ja, wir sehen ihn. Er hat ein rotes Trikot. Hat sich ins Tor zurückgezogen. Clever gemacht. Er hat den unmittelbaren Gefahrenbereich verlassen.“
„Gut, wie verhält er sich?“
„Eigentlich sehr ruhig. Steht nur da.“
„Hm, vielleicht er besonders abgebrüht.“
„Sieht so aus, als würden die anderen sich jetzt gegenseitig beschimpfen. Irgendeiner mit einer blauen Trainingsjacke und einer Mütze mischt auch ganz schön mit. Ist das vielleicht die ZP?“
Berger studierte Grünbaums Tagesplan.
„Nee“, sagte er dann, „von Trainingsjacke und Mütze steht da nichts. Hätte mich auch gewundert. Ein Schiedsrichter pfeift doch nicht in Trainingsjacke.“
Aus den Boxen drang unverändert wilder Lärm, durchsetzt von Grünbergs kreischender Stimme.
„Sag mal“, sagte Berger, „was ist denn los bei Euch? So wie die ZP brüllt, könnte man meinen, er wird gerade abgestochen.“
„Nee, der Typ ist weiter eher ruhig. Ich glaub‘ auch nicht, dass man den so leicht bedrohen kann. Der ist ziemlich groß und breitschultrig. Wir können hier aber nicht hören, wer was brüllt, dafür sind wir zu weit weg.“
20 Sekunden später funkte Polizeimeister Georg Bohnenkampf, die Wasserpistole im Anschlag auf den Rasen gepresst, an die Zentrale: „Hat ZP den Spitznamen Piet? Irgendjemand hat zu dem Typen im roten Trikot Piet gerufen.“
Berger studierte erneut Grünbergs Daten.
„Nee, nichts vermerkt.“
„Ok, alles klar, wahrscheinlich haben wir uns bloß verhört.“
Aus dem Boxen dröhnte plötzlich Grünberg: „Feierabend, Feierabend, Feierabend.“
Berger beugte sich hastig zum Mikrofon. „Was ist denn los? ZP in unmittelbarer Gefahr?“
„Nee, eher im Gegenteil. Die Menge löst sich gerade auf und verlässt den Platz. ZP geht jetzt vom Tor weg und geht ebenfalls zu den Kabinen.“
„Gut, behaltet ihn im Auge, bis er im geschützten Raum ist.“
Und so verschluckte die Dunkelheit unbeachtet einen großen, breitschultrigen Mann im roten Trikot.
Als er verschwunden war, rappelten sich Bohnenschein und sein Kollege Jürgen Möller langsam hoch und klopften sich das Gras von den Uniformen.
„Einsatz beendet“, brummte Möller.
 Andererseits, wenn wir schon hier sind…“, sagte Bohnenschein schräg in die Luft, während schemenhaft diverse Spieler vorbei glitten. „Man möchte ja doch gerne wissen, wie gut so ein Ding funktioniert.“ Er blickte versonnen auf seine Wasserpistole.
Sekunden später dröhnte zornbebend über den Hubi. „Heeee, welches Arschloch hat mich gerade angepinkelt?“
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Aus dem Polizeibericht vom Dienstag, 18. März 2014:  „Spezialeinsatzkräfte haben am Montag Abend auf einem Sportplatz im Grunewald einen Schiedsrichter befreit, der von einer extrem aggressiven Spielertraube eingekesselt war. Aufgrund der angespannten Lage musste einer der Beamten zur Waffe greifen. Der Schiedsrichter hatte in Angst um Leib und Leben die Polizei zu Hilfe gerufen.“

Aus dem Spielberichtsbogen der Partie Berliner SC II gegen Grün-Weiß Neukölln vom Montag, 17. März 2014, unterzeichnet von Schiedsrichter Lothar Grünberg. „Besondere Vorkommnisse: Da ich ebenso wie die Spieler des Berliner SC ein gelbes Trikot hatte, borgte mir ein Spieler seine blaue Trainingsjacke. Das Spiel wurde beim Stand von 1:0 für den BSC abgebrochen, weil ich mehrfach von Neuköllnern Spielern beleidigt worden war. Zuvor hatte ich sie vergeblich gebeten, den von ihnen gestellten Linienrichter an der Seitenlinie zu postieren. Er stand stattdessen neben dem Tor mit der fadenscheinigen Begründung, dass auf der anderen Seite des Platzes zeitgleich ein anderes Spiel stattfinde und er somit an der Seitenlinie auf zwei Spielhälften stünde. Attacken von einem Wolfshund fanden diesmal nicht statt.“

Frank B. 19/03/2014

Anmerkung der Redaktion: Eventuelle Ähnlichkeiten oder Zufälligkeiten mit dem auf den Berliner Sportplätzen bekannten Plauderer Lothar Grünbaum können keinesfalls ausgeschlossen werden.